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Bar­rie­re­freie Inhalte in der Praxis

Technische Barrierefreiheit allein reicht nicht: auch Inhalte müssen für alle zugänglich sein. Inhalte sind das Herzstück jeder Website. Sie vermitteln Informationen, wecken Emotionen und fördern Interaktionen. Doch um diese Ziele für alle Nutzer:innen zu erreichen, müssen sie für alle Menschen wahrnehmbar, verständlich und nutzbar sein. Dieser Artikel gibt konkrete Tipps und Hilfestellungen, wie barrierefreier Content erstellt und gepflegt werden kann – unabhängig von den individuellen Fähigkeiten oder Einschränkungen der Besucher:innen. Weitere Informationen zur Umsetzung von Barrierefreiheit im Design finden sich in unserem Artikel zu Barrierefreiem Design in der Praxis.

Die Grundlagen

Barrierefreier Content basiert auf einigen grundlegenden Prinzipien, die sicherstellen, dass Inhalte nicht nur von der Mehrheit der Menschen, sondern auch von Menschen mit Behinderungen wahrgenommen und verstanden werden können. Diese Prinzipien sind entscheidend für die Schaffung einer inklusiven digitalen Erfahrung:

  • Einfache Sprache
    Eine klare und verständliche Sprache ist der Schlüssel zu barrierefreiem Content. Komplexe Satzstrukturen und Fachjargon sollten vermieden werden. Besonders bei Themen, die schwer zugänglich sein könnten, ist es wichtig, prägnante und gut verständliche Formulierungen zu verwenden. So wird sichergestellt, dass alle Leser:innen, unabhängig von ihrem Hintergrund oder ihren Fähigkeiten, den Inhalt problemlos erfassen können.
  • Klare Struktur
    Inhalte sollten in überschaubare Abschnitte unterteilt werden, um eine gute Lesbarkeit zu gewährleisten. Dies kann durch aussagekräftige Überschriften und Listen erfolgen, die den Leser:innen helfen, sich schnell zurechtzufinden. Eine klare Struktur erleichtert das Verständnis, vor allem für Menschen, die auf Screenreader oder Tastaturnavigation angewiesen sind.

Text­ge­stal­tung

Neben der inhaltlichen Gestaltung spielt auch die visuelle Aufbereitung von Texten eine entscheidende Rolle. Damit auch Menschen mit unterschiedlichen Seheinschränkungen den Content problemlos erfassen können, sind folgende Aspekte wichtig:

Formatierung

Die Wahl der richtigen Schriftgrößen ist entscheidend für die Lesbarkeit. Kleine Schriften - insbesondere in schwachen Kontrasten - stellen eine Barriere dar. Es sollte eine gut lesbare Schriftgröße verwendet und sichergestellt werden, dass der Kontrast zwischen Text und Hintergrund hoch genug ist, um eine gute Lesbarkeit zu gewährleisten. Blocksatz sollte vermieden werden, da dieser oft zu ungleichmäßigen Wortabständen führt. Ein linksbündiger Flattersatz sorgt für eine bessere Lesbarkeit und ist benutzerfreundlicher.

Überschriftenhierarchie

Eine klare Überschriftenstruktur (H1, H2, H3, etc.) ist nicht nur für den visuellen Eindruck wichtig, sondern auch für die semantische Struktur der Seite. Sie hilft nicht nur den Nutzer:innen, sondern auch Screenreadern, die Inhalte sinnvoll und logisch zu erfassen. Eine gut strukturierte Seite ermöglicht es den Nutzer:innen, schnell alle relevanten Informationen zu finden.

Linkgestaltung

Links sollten so formuliert werden, dass sie den Inhalt des verlinkten Ziels klar erkennen lassen. Allgemeine Ausdrücke wie „hier klicken“ oder „mehr erfahren“ sollten vermieden werden, da sie keine hilfreichen Informationen über das Ziel des Links geben. Stattdessen sollten Links wie „Zur vollständigen Anleitung“ oder „Mehr über barrierefreie Webgestaltung erfahren“ verwendet werden. Dies ist besonders für Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder für Screenreader-Nutzer:innen von Bedeutung.

Bilder und Multimedia

Multimediale Inhalte bereichern Websites, können jedoch für Menschen mit Seh- oder Hörbeeinträchtigungen zu einer Barriere werden. Um dies zu verhindern, sollten die folgenden Maßnahmen ergriffen werden:

Alternativtexte


Jedes Bild, jede Grafik und jedes Diagramm muss mit einem Alternativtext versehen werden. Diese Beschreibungen sind nicht nur für Menschen mit Sehbehinderungen wichtig, sondern auch für Suchmaschinenoptimierung (SEO), da sie den Inhalt des Bildes für Crawler nachvollziehbar machen.

Untertitel


Für alle Videos sollten Untertitel angeboten werden. Diese ermöglichen es nicht nur gehörlosen oder schwerhörigen Nutzern, den Inhalt zu verstehen, sondern auch Menschen, die sich in geräuschvollen Umgebungen aufhalten und den Ton nicht hören können.

Transkripte


Transkripte sind besonders für Audio- und Videoformate wichtig. Sie ermöglichen es, die gesprochenen Inhalte in schriftlicher Form nachzuvollziehen, was sowohl für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen als auch für Menschen mit kognitiven Einschränkungen hilfreich sein kann.

Audiodeskriptionen


Bei Videos, die visuelle Elemente enthalten, ist es hilfreich, eine Audiodeskription zu integrieren. Diese beschreibt relevante visuelle Informationen für Menschen mit Sehbehinderungen und sorgt dafür, dass auch visuelle Inhalte zugänglicher werden.

Checklisten und Tools

Die regelmäßige Überprüfung der Barrierefreiheit ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass Inhalte auch tatsächlich für alle Nutzer:innen zugänglich sind. Eine Reihe von Tools und Checklisten kann dabei helfen, die Barrierefreiheit von Inhalten zu überprüfen:

Es ist jedoch wichtig, sich nicht ausschließlich auf Tools zu verlassen. Sie können viele technische Barrieren aufspüren, doch nicht alle. Der Einsatz von Real User Monitoring und Testing, insbesondere mit Menschen, die auf barrierefreie Inhalte angewiesen sind, stellt sicher, dass auch echte Nutzer:innen-Erfahrungen berücksichtigt werden.

Bar­rie­re­frei­er Content ist essenziell

Barrierefreier Content ist kein „Nice-to-Have“, sondern ein Muss für eine inklusive digitale Welt. Wenn Inhalte nicht barrierefrei gestaltet werden, werden potenziell große Teile der Zielgruppe ausgeschlossen. Indem Sie Inhalte barrierefrei gestalten, stellen Sie sicher, dass alle Menschen – unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten oder Einschränkungen – die Informationen und Dienstleistungen Ihrer Website nutzen können. Barrierefreiheit sollte daher zu einem festen Bestandteil des Content-Erstellungsprozesses werden.

Immer daran denken: Barrierefreiheit ist ein fortlaufender Prozess. Inhalte sollten regelmäßig überprüft und optimiert werden, um sicherzustellen, dass sie für alle zugänglich bleiben. Nur so kann eine wirklich inklusive digitale Erfahrung geschaffen werden.

Mit dem Inkrafttreten des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) im Jahr 2025 wird es zudem noch wichtiger, die Barrierefreiheit von Webinhalten sicherzustellen, da Unternehmen und öffentliche Einrichtungen künftig stärker verpflichtet sein werden, digitale Angebote für alle Nutzer:innen zugänglich zu machen.