Slack vs. Teams
Wir nutzen Slack bei F7 bereits seit mehreren Jahren. Mit der Corona-Pandemie hat sich die Nutzung deutlich intensiviert und unsere Anforderungen haben sich erweitert. Da wir mit Slack nicht wunschlos glücklich waren, haben wir einen Blick auf den Markt geworfen und sind für einen Vergleichstest direkt bei Microsoft-Teams gelandet. Damit haben wir die beiden größten Konkurrenten gegeneinander zum Kampf aufgestellt…
Ausgangslage: Erfahrung mit Slack
Slack wurde bei uns schon lange zur internen Kommunikation genutzt. Seit Jahren ist unsere Versionsverwaltung an das System angebunden und wir nutzen es zum regen fachlichen und auch zum nicht-fachlichen Austausch.
Durch die Pandemie hat sich unser Anforderungsprofil nochmal geändert. Video-Conferencing spielte plötzlich eine entscheidende Rolle, da wir alle im Homeoffice saßen (und sitzen). Leider sind wir bei diesem Punkt an verschiedenen Stellen an die Grenzen von Slack gestoßen. Vor allem was die Anzahl von Teilnehmern und die Qualität der Videoverbindungen betrifft. Außerdem ist ein großes Manko – gerade für mich als Productowner mit viel Kunden- und Dienstleisterkontakten –, dass sich externe Teilnehmer nicht (ohne Weiteres) in einen Videocall schalten lassen.
Erwartung an Teams
Meine Erwartung an Teams als Enterprise-Lösung des Softwaregiganten Microsofts war, dass ich ein Tool bekomme, das mindestens so performant und sauber läuft wie Slack, das sich aber darüber hinaus „seamless“ und flüssig in die Office-365-Suite integriert und insbesondere im Zusammenspiel mit Outlook ein zentrales Tool für die Organisation des Projektalltags bereitstellt.
Das Präteritum in meiner Formulierung lässt schon erahnen, dass ich enttäuscht wurde.
Vorgehen
In meinem Team „Voyager“ haben wir den Testballon „Teams“ gestartet und Teams für zwei Wochen im Projektalltag eingesetzt, um uns einen realistischen Überblick über das Tool zu verschaffen und echte Erfahrungen zu sammeln. Die übrigen Teams bei F7 blieben bei Slack, somit erfolgte auch die teamübergreifende Kommunikation weiterhin über diesen Kanal.
Ergebnisse
Was als Erstes auffällt ist, dass die Interfacegestaltung von Teams erstaunlich großflächig mit andererseits kleinen Schriften und viel ungenutztem Raum ist. Bei einer Anwendung, bei der es darum geht, Informationen konzentriert auszutauschen, scheint mir dies kein guter Ansatz.
Video-Conferencing
Die Video-Telefonie via Teams funktioniert tatsächlich deutlich besser als in Slack. Dies war für uns der Hauptgrund nach einer Alternative zu Slack zu suchen. Neben der guten Bildqualität ist positiv herauszustellen, dass es parallel zum Video-Call einen Chat gibt, der auch nach dem Call erhalten bleibt. Zum Beispiel bei Schulungen ist es eine hilfreiche Funktion, dass man die Steuerung auf einem geteilten Monitor übernehmen kann – das geht in Slack leider nicht. In Slack kann man hingegen im Bildschirmsharing mit einem Stift „herumkritzeln“. Der ganze Screen wird so zu einem temporären Whiteboard, was sehr praktisch ist, um Konzepte und Grafiken abzustimmen oder kurz den Fokus auf einen bestimmten Bereich des geteilten Bildschirms zu legen (oder dem Kollegen einen hübschen Hut auf den Kopf zu kritzeln ;-). Hierzu gibt es in Teams, auch über Erweiterungen, kein adäquates Pendant.
Richtig gut ist, dass auch beim Übertragen des Bildschirms die Kamera weiter aktiv bleibt. In Slack verschwindet leider das Videosignal der Kamera mit Start der Bildschirmübertragung.
Chat-Funktion
Hier sind wir in Teams völlig unerwartet auf schlechte Bedingungen gestoßen. Der Chat fühlt sich zäh und träge an. Die Reaktionsfreudigkeit der Anwendung stellt für mich ein echtes Hindernis dar. Dies ist im Vergleich mit Slack im Besonderen erstaunlich, wenn man weiß, dass Slack keine native Applikation, sondern „nur“ eine auf HTML und JS basierende Webapplikation in einem Container ist.
Die Organisation von Nachrichten ist in Teams auf zwei Tabs aufgeteilt: „Chats“ und „Teams“. „Chats“ umfassen alle Direktnachrichten, während im Reiter „Teams“ die Gruppen-Chats organisiert sind. Ich habe dies als unübersichtlich und deutlichen Nachteil empfunden, da man so ständig zwischen den beiden Tabs wechseln muss. Es gibt einen weiteren Reiter „Aktivität“, der die jeweils letzten Aktivitäten listet, evtl. kommt man darüber besser ans Ziel. Zwei Wochen haben mir für ein Umlernen jedoch nicht gereicht ¯\_(ツ)_/¯.
Leider sind in Chats (also Direktnachrichten) keine Threads möglich. Es gibt somit pro Teilnehmerpaar nur einen flachen Chatverlauf. In Slack ist dies hingegen möglich, wodurch man bequem zwei oder drei Themenstränge mit einer Person parallel diskutieren kann.
Die Gruppennachrichten im Reiter „Teams“ werden nach letzter Reaktion und nicht chronologisch sortiert ausgegeben. Das ist zumindest für uns verwirrend gewesen, da sich so ständig eine neue Anordnung der Threads ergibt. Die Idee dahinter ist mutmaßlich, dass der User auch Reaktionen auf Themen sieht, die aus dem Viewport verschwunden waren. Dies geht aber Zulasten der allgemeinen Übersicht und könnte sicher auch anders gelöst werden.
Die Kommunikation via Chat kann leicht missverständlich sein. Abhilfe können hier Emojis bringen, um mit einer Nachricht auch eine Emotion zu transportieren und einzuordnen, wie im Chat geschriebene Wörter zu verstehen sind. Leider fällt das Set der zur Verfügung stehenden Emojis in Teams recht dürftig aus. Schade ist dies auch, da sich bei uns eine Emoji-Kultur entwickelt hat, über die z.B. auch Zustimmung, Ablehnung oder die Auswahl von Optionen an Nachrichten erfolgt. Die Emojis haben somit auch einen praktischen Nutzen.
Diverses
Bei der Einrichtung von Teams sind wir über eine ganze Reihe kleinerer Themen gestolpert, die wir uns anders vorgestellt hätten. So steht man z.B. vor Problemen, wenn man in mehreren Teams-Projekten unterwegs ist (ein Teams-Account von F7, einer von unserem Kunden). Hierfür haben wir bis zum Ende unserer Testphase keine zufriedenstellende Lösung gefunden.
Wann in Teams Avatar-Bilder angezeigt werden und wann nur das Namenskürzel, ist nicht richtig gut nachvollziehbar und auf jeden Fall ein UX-Problem, das die Orientierung erschwert. Das Verhalten der Mobile-App bringt hier eine zusätzliche Komplexitätsebene rein, da sich insbesondere die Avatar-Darstellung hier nicht konsistent zur Desktop-App verhält.
Gegenüberstellung
Dies ist keine vollständige Gegenüberstellung der Slack- und Teams-Funktionen, sondern lediglich eine Übersicht der Faktoren, die für uns und unseren Arbeitsalltag entscheidend sind.
| Slack | Teams |
---|---|---|
Übersichtlichkeit Interface | Gut | Aufteilung nicht gut |
Videotelefonie | Mäßig | Stabil und gut |
Videokonferenzteilnehmer | Max. 15 | Max. 100 |
Externe Videoteilnehmer | Nein | Jepp |
Funktionsumfang Screensharing | OK | Sehr gut |
Chat-Reaktionsfreudigkeit | Gut | Träge |
Threads in Direktnachrichten | Jepp | Nope |
Organisation-Gruppenchats | Chronologisch | nach Aktivität |
Emojis | Standardset, erweiterbar! | Begrenzung auf wenige |
Fazit
Wie so oft: Es kommt drauf an. Grundsätzlich bin ich von der schlechten Responsivität und hohen Trägheit der Chatfunktion entsetzt. Insbesondere, da hier, im Verhältnis zum Video, mit sehr geringen Datenmengen hantiert wird. Warum dies so lahm ist, ist mir unbegreiflich.
Der eindeutige Gewinner ist an dieser Stelle: Slack!
Bei der Video-Telefonie bzw. dem Conferencing sieht die Sache anders aus. Hier hat Teams zwar nicht auf ganzer Linie überzeugt, steht aber gegenüber Slack deutlich besser da. Wünschenswert wäre daher, dass Slack zeitnah in Hinblick auf Video-Telefonie deutlich nachbessert oder dass Microsoft-Teams die Chat-Funktionalität auf Vordermann bringt. Wenn beide Firmen beide Produkte auf ganzer Breite aufstellen, bin ich auch zufrieden!
Sehr gerne hätte ich eine „One fits all“-Lösung gehabt – stattdessen habe ich nun zwei Tools an der Backe. Teams nutzen wir für Videoconferencing in größerer Runde und mit externen Teilnehmern. Slack ist und bleibt vorerst unser internes Chat-Tool der Wahl. Um die Komplexität mit dieser Lösung nicht zu sehr zu erhöhen, haben wir Teams immerhin in Slack integrieren können, sodass sich mit /teams-call ein entsprechendes Teams-Video-Meeting instantan starten lässt.
Kosten
Slack lässt sich unbegrenzt kostenlos nutzen. Allerdings ist der Funktionsumfang dann deutlich eingeschränkt, sodass das Arbeiten im Business-Kontext kaum möglich ist. Das kleinste kostenpflichtige Paket startet bei 6,25 pro User und Monat. Für 11,75 pro User und Monat gibt es den erweiterten Funktionsumfang mit garantierte Uptime von 99,99%, SSO-Login auf SAML-Basis und vor allem die Steuerung (Freigabe und Entzug) von Zugriffsrechten (https://app.slack.com/plans).
Microsoft Teams gibt es nicht als Einzelanwendung, sondern nur im Office-365-Paket. Hier geht es bereits für schmale 5,10 pro Monat und User los – inkl. aller Office-Apps in der Web- und Mobile-Version sowie 1 TB Cloudspeicherplatz! Wer auch die Desktop-Apps nutzen möchte, muss leider gleich zwei Schritte weitergehen in den Plan „Microsoft 365 Business Standard“ für 10,50 pro User und Monat. Zwischen diesen beiden Tarifen gibt es noch den Plan „Microsoft 365 Apps for Business“, dem aber absurder Weise die Teams-Funktionalität fehlt, was für ein Paket, das „Business“ im Namen trägt, irgendwie schräg ist.