T3CON mit Fokus auf den öffentlichen Sektor und den GSB
Public Sector Day
Die Tatsache, dass TYPO3 schon seit langem das bevorzugte CMS im öffentlichen Sektor ist, hat durch die Entscheidung des Bundes, den Government Site Builder (GSB) ab Version 11 auf Basis von TYPO3 zu entwickeln, zusätzliches Momentum erhalten.
Im Rahmen dieser positiven Entwicklung wurde die diesjährige TYPO3 Konferenz „T3CON“ erstmals mit dem neuen „Public Sector Day“ eröffnet – Tag Eins stand somit ganz im Zeichen des CMS-Einsatzes im öffentlichen Sektor, Bildungseinrichtungen (insb. Universitäten) und NGOs.
Neben einem Status quo zur Entwicklung des GSB, gab es eine interessante Session zu den gern kritisierten EVB-IT-Verträgen, dem Bereich Cybersicherheit, sowie dem weiter an Relevanz gewinnenden Komplex der Barrierefreiheit. Abgerundet wurde der Tag mit konkreten Anwendungsbeispielen zweier Universitäten. Im Folgenden greife ich ein paar für mich relevante Themen und Erkenntnisse des Tages auf – natürlich ohne den geringsten Anspruch auf Vollständigkeit ¯\_(ツ)_/¯.
Government Site Builder: Status quo
Vor fast exakt einem Jahr habe ich hier im Blog bereits über den GSB berichtet, und mein Kollege Jan hat ebenfalls einen Artikel “Erste Einblicke in den Government Site Builder 11” verfasst. Umso spannender war es, jetzt einen aktualisierten Status zu erhalten. Dieser wurde einerseits von Luisa Faßbender und Frank Nägler seitens TYPO3 und andererseits von den Projektverantwortlichen des ITZ Bund gegeben. In einer kurzweiligen Panel-Diskussion kamen dabei Silke Spielkamp, Nikolai Jaklitsch, Katja Helfert und Claudia Pülicher zu Wort und es wurde mit ein paar „Mythen“ aufgeräumt und Klarheit geschaffen.
So konnte die zentrale Frage, ob der GSB überhaupt einsatzbereit sei, eindeutig beantwortet werden: Seit Sommer 2024 ist die Produkt-Website des GSB selbst (produkt.gsb.bund.de) online und inzwischen sind auch weitere Websites wie z.B. innerersicherheitsfonds.de auf GSB-Basis veröffentlicht.
Keine Neuigkeit ist, dass der GSB Code opensource ist und unter opencode.de zugänglich. Allerdings ist das barrierefreie Template des Bundes nicht öffentlich verfügbar. Die Gründe dafür sind gut nachvollziehbar, denn die Bundes-CI ist fester Bestandteil des Templates und es braucht nicht viel Phantasie um sich vorzustellen, was Entwickler mit weniger guten Absichten anstellen könnten, wenn sie innerhalb kürzester Zeit ihre „eigene“ Behörde mit perfekter Bundes-CI im Netz hochziehen könnten. Die gute Nachricht: Ein von der Bundes-CI befreites Basis-Template ist in Arbeit, sodass bald eine solide Grundlage für den breiten Einsatz bereitsteht.
Digitale Souveränität & Public Money, Public Code
Das Thema „digitale Souveränität“ wird oft nur am Rande diskutiert, ist aber ein essenzieller Bestandteil moderner IT-Strategien – insbesondere angesichts der zunehmenden Angriffe auf IT-Systeme und -Infrastrukturen. Im Rahmen der IT-Konsolidierung des Bundes spielt dieses Thema eine zentrale Rolle, indem auf Open-Source-Systeme wie TYPO3 bzw. den GSB gesetzt wird, um die Abhängigkeit von proprietären Software-Anbietern zu eliminieren. Dies stärkt nicht nur die Sicherheit und Kontrolle, sondern ermöglicht auch eine flexiblere Anpassung öffentlicher IT-Infrastrukturen.
Obwohl Behörden und Ministerien oft als schwerfällig im digitalen Wandel wahrgenommen werden, zeigt die hier verfolgte Strategie einmal die Weitsicht, die erforderlich ist, um die digitale Unabhängigkeit von externen Playern voranzutreiben. Dabei ist das Setzen auf Open-Source-Lösungen wie TYPO3 nicht nur ein technischer, sondern auch ein wirtschaftlicher Vorteil. Das Konzept von „Public Money, Public Code“ wird hier klar: Öffentliche Mittel fließen in öffentlich zugängliche, kostenfreie Software statt in hohe Lizenzgebühren an Großkonzerne. Sidefact: Allein 2023 gab unsere Bundesregierung fast 200 Millionen Euro für Microsoft-Lizenzen aus (heise.de) – ein klarer Anreiz, auf Open-Source-Alternativen zu setzen, die langfristig kosteneffizienter sind und die digitale Unabhängigkeit fördern.
Barrierefreiheit
Barrierefreiheit war eines der zentralen Themen des Nachmittags. Im öffentlichen Sektor spielt das Thema bekanntlich seit langem eine Rolle, gewinnt aber spätestens durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz zunehmend auch für die Privatwirtschaft an Bedeutung.
TYPO3 hebt sich hier hervor: Es unterstützt Barrierefreiheit nicht nur im Frontend für Website-Besucher, sondern auch im Backend für Redakteure – ein Alleinstellungsmerkmal, das von den Entwicklungen des GSB-Projekt erheblich profitiert.
In einer kompakten Lightning Session wurde sehr schön beleuchtet, dass Barrierefreiheit nur durch einen ganzheitlichen, gewerkeübergreifenden Ansatz erfolgreich umgesetzt werden kann. Es ist weder allein ein technisches, noch ein Design-, UX- oder Redaktionsthema – alle Bereiche müssen zusammenwirken. Dies ist ein Ansatz den wir bei F7 schon seit langem verfolgen, den ich aber in der „freien Wildbahn“ viel zu selten sehe. Die gezeigten Zahlen und Statistiken zu diesem Thema bestätigten meinen Eindruck, dass noch immer viel zu viel Potential auf der Strecke liegen gelassen wird. Besonders ärgerlich ist dies, da Barrierefreiheit die von Beginn an mitgedacht ist, keine relevanten Zusatzkosten erzeugt. Teuer wird es erst, wenn Projekte nachträglich angepasst und „zurechtgebogen“ werden müssen. Es bleibt unverständlich, warum viele Agenturen das Thema scheuen, es als Einschränkung wahrnehmen und es somit unnötig teuer und damit unattraktiv machen.
Dies gilt umso mehr, da gut umgesetzte Barrierefreiheit das Nutzererlebnis für alle User erheblich verbessert.
Best-Practice-Beispiele
Abgerundet wurde der Public Sector Day mit „Real-World-Examples“ der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Carl von Ossitzky Universität Oldenburg. Die Vertreter beider Unis berichteten von ihren Erfahrungen und Best-Practice-Lösungen im Umgang mit TYPO3 und den Anforderungen im Hochschulsektor.
Besonders spannend fand ich diese Session, da ich der Auffassung bin, dass CMS-Backends so einfach wie möglich und nur so technisch wie nötig sein sollten. Insbesondere sollte das Backend auf die situativen Anforderungen der Redakteure zugeschnitten sein. Es war sehr interessant, einerseits neue Ideen und Impulse zur Backend-Optimierung zu erhalten und mich andererseits darin bestätigt zu sehen, wie gut mein Team und F7 hier bereits aufgestellt sind – von optimierten Backends über gute Dokumentation bis hin zu kleinen Helferlein (z.B. Ext:F7 Preview), Schulungen und Support durch unser Team.
Fazit
Der Public Sector Day der diesjährigen T3CON hat eindrucksvoll gezeigt, wie gut TYPO3 als CMS und der öffentliche Sektor zusammenpassen und voneinander profitieren können. Dabei ist der GSB sicherlich das prominenteste, aber zugleich auch nur eines von vielen fantastischen Beispielen für die wechselseitigen Synergien.
Das Ökosystem aus der TYPO3 Association, der TYPO3 GmbH, Freelancern, Agenturen und Anwendern zeigt, wie der Open-Source-Gedanke erfolgreich in einer aktiven Community gelebt wird und so eine vielseitige, auf zahlreiche Anwendungsszenarien skalierbare CMS-Lösung (für den öffentlichen Sektor) entsteht.